Günther H. Heepen, HP: Das Blutgruppen-Konzept

Heilpraktiker und Psychotherapeut (HpG)

Naturheilpraxis in Bamberg, tel. 0951-968 2048, www.guenther-heepen.com

 

Das Blutgruppen-Konzept: Individuelle Ernährung – individuelle Stoffwechsel-Therapie

Das Blutgruppen-Konzept des amerikanischen Naturheilarztes Dr. Peter D‘Adamo, 1996 erstmals in dem Buch „4 Blutgruppen – Vier Strategien für ein gesundes Leben“ der Öffentlichkeit vorgestellt, bezieht die genetischen Voraussetzungen des Menschen, erkennbar an seiner Blutgruppe, in eine umfassende Stoffwechseldiagnostik und -therapie mit ein. Dabei gilt die Blutgruppe als Marker für Disposition, Konstitution und Stoffwechselgeschehen. Selbst psychische Merkmale und Charaktereigenschaften hat Dr. D’Adamo aufgrund der Auswertung von Tausenden von Daten aufgelistet. Dazu gibt es allerdings auch in anderen Ländern, zum Beispiel in Japan, Erhebungen mit vielen Parallelen. Selbst Prof. H.-J. Eysenck (1916-1997, deutsch-britischer Psychologe und Persönlichkeitsforscher) befasste sich mit Persönlichkeitsmerkmalen und Blutgruppen.

D’Adamos neueres Buch „4 Blutgruppen – Richtig leben“ belegt die empirisch gewonnenen Erkenntnisse durch eigene und weltweit von Universitäten und Instituten durchgeführte Studien, auf die er sich bezieht. Sie bestätigen, dass eine genotypische Lebens- und Ernährungsweise die Besserung von unterschiedlichen Beschwerden ermöglicht und in der Folge regulierend auf Gewicht und Wohlbefinden einwirkt und vor Krankheiten schützt. Und das primär über die Ernährung! Das bedeutet, die Blutgruppennahrung ist eine echte Stoffwechseltherapie. Doch nicht nur das, sie ist zugleich eine Ganzheitstherapie – je nach Blutgruppe gibt es Empfehlungen für passende Sportarten, Stressabbautechniken und besonders gut wirkende Naturheilmittel (Phytotherapie) und Nahrungsergänzungen. D’Adamos Ernährungskonzept lässt sich meines Erachtens hervorragend mit der kausalen Regenaplex-Therapie nach C. G. Stahlkopf kombinieren.

In den vergangenen 15 Jahren wurden seine Bücher über Blutgruppennahrung häufig kritisiert, vor allem von Ernährungswissenschaftlern, sie bezeichneten den Blutgruppenansatz und die „bösen“ Lektine (Proteine) als wissenschaftlich nicht haltbar und verweigerten D’Adamo die fachliche Anerkennung. Auffällig aber ist, dass in einigen neueren Stoffwechsel- und Ernährungsbüchern Parallelen zur Typeneinteilung der Blutgruppen (Jäger, Nomade, Landwirt) zu finden ist. Ans Herz legen möchte ich Ihnen D’Adamos oben erwähntes neueres Buch (inzwischen ist auch ein umfangreiches und empfehlenswertes Lexikon erschienen). Es ist spannend geschrieben und wird durch viele Fallberichte von Patienten und Lesern lebendig und praxisnah.

Warum reagieren die einzelnen Blutgruppen-Typen unterschiedlich?

Weshalb nun reagieren die verschiedenen Blutgruppen-Typen unterschiedlich auf Einflüsse von Nahrung und Umwelt und warum zeichnen sie sich durch verschiedene Krankheitsdispositionen aus? Betrachten wir den Verdauungsstoffwechsel, so sind es die mit der jeweiligen Blutgruppe in Wechselbeziehung stehenden Lektine (in der Nahrung vorkommende Eiweißverbindungen). Je nach Blutgruppe wirken sie sich anders auf den Körper aus (= blutgruppenspezifische Eigenschaften) – sie können Verdauungstrakt, Immunsystem und Stoffwechsel belasten. Wie D’Adamo schreibt, heften sich die Lektine aufgrund ihrer blutgruppenspezifischen Eigenschaft an das Glykokonjugat-Antigen der bevorzugten Blutgruppe (z. B. Blutgruppe 0) – die anderen Blutgruppen-Antigene werden davon nicht betroffen. Da die Schleimhautzellen besonders viele Möglichkeiten für eine Lektinbindung besitzen, üben die Lektine dort den größten Einfluss aus.

Sie schränken aber viele weitere Funktionen im Organismus ein. So können sie beispielsweise die Freisetzung von Verdauungsenzymen hemmen, das darmassoziierte Immunsystem stören oder die Proteinaufspaltung behindern. D’Adamo geht aufgrund seiner Erfahrung soweit, zu behaupten, dass Lektine die Bildung von Autoantikörpern bei entzündlichen Erkrankungen provozieren und mit an der Entstehung von beispielsweise rheumatoider Arthritis, Fibromyalgie, Nephropathien sowie anderen Erkrankungen beteiligt, wenn nicht der Auslöser sind.

Menschen, die an den erwähnten Erkrankungen leiden, hilft oft eine Weizenkarenz. D’Adamo hat beobachtet, dass der Aminozucker Glucosamin (in vielen Gelenkpräparaten enthalten), das Weizenlektin bindet – die positive Wirkung von Gelenkpräparaten könnte also durchaus darauf zurückzuführen sein. Lektine kommen in den Nahrungsmitteln unterschiedlich häufig vor und verursachen ebenso unterschiedliche Probleme. Das Tomaten-Lektin beispielsweise reduziert die Mucin-Konzentration im Darm (andere Lektine blockieren die Absonderung von Cholecystokinin und schränken die Aufspaltung von Fetten, Kohlehydraten und Proteinen ein) und kann zu Nahrungsmittelintoleranzen führen. Außerdem kann es nach D’Adamo aufgrund seines speziellen Lektins das „Blut verklumpen“, da es zur Gruppe der Panhämagglutinine zählt.

Bei einem gesunden Menschen sind die biochemischen Reaktionen auf Blutgruppen-Antigene nicht immer gravierend. Manche Menschen nehmen sie nicht einmal wahr, vielleicht ernähren sie sich auch intuitiv typgerecht (wie ich es schon in der Praxis beobachten konnte). Bei Kranken sind die blutgruppenbedingten Einflüsse in jedem Fall eine zusätzliche Belastung, die ein Heilhindernis darstellen können – gleichgültig welche Therapie zum Einsatz kommt. Die Reaktion der verschiedenen Individuen ist vergleichbar mit der von Hahnemann beschriebenen Psora wie D’Adamo es so treffend formuliert. Stress, belastende Nahrung oder Umwelteinflüsse können bereits latent vorhandene Dispositionen aufblühen lassen und erst Krankheiten zum Ausbrechen bringen.

Neben den Reaktionen, die blutgruppenbedingt im Verdauungstrakt ablaufen, ist die Bildung neurochemischer Substanzen interessant. Dadurch lassen sich sogar Einwirkungen auf Psyche und Geist erklären – ebenso auf das Endokrinium.

Ein uraltes und entwicklungsgeschichtlich determiniertes System

Die Blutgruppen-Typen werden nach D’Adamo der historischen Entwicklung der Menschheitsgeschichte zugeordnet und von ihm als Jäger, Landwirt und Nomade bezeichnet. Da die Blutgruppe AB viele Parallelen zu den Blutgruppen A und B (vorwiegend aber A) aufweist, genießen ihre Träger einen Sonderstatus, den D’Adamo als „Der Rätselhafte“ beschreibt. Kurz und prägnant, quasi als Erstinformation, sind die Eigenschaften in dem Flyer „Die Blutgruppenernährung nach Dr. Peter D’Adamo“ beschrieben (siehe Literaturangaben und Adressen).

Praktisch sieht die Auflistung der relevanten Aspekte so aus:

  • Stärken
  • Schwächen
  • Krankheitsrisiken
  • Ernährungsprofil
  • Hinweise für die Gewichtsreduktion
  • Nahrungsergänzungen
  • körperliche Betätigung.

 

Blutgruppe 0 – der Jäger

Betrachten wir exemplarisch die Blutgruppe 0, sie ist weltweit die am häufigsten vorkommende Blutgruppe. Das ist ihr Kurzsteckbrief:

Stärken:

  • Robuster Verdauungstrakt
  • Starkes Immunsystem
  • Der Organismus ist für einen wirksamen Stoffwechsel bestimmt

 

Schwächen:

  • Überempfindlich gegen neue Ernährungs- und Umweltbedingungen
  • Tendenz zu einem „über-aktivem“ Immunsystem

 

Krankheitsrisiken:

  • Blutgerinnungsstörungen
  • Entzündungen, z.B. Arthritis
  • Eingeschränkte oder reduzierte Thyroxinproduktion
  • Geschwüre
  • Allergien

 

Ernährungsprofil:

  • Eiweißreiche Nahrung (Fleisch, Fisch)
  • Getreideverzehr: eingeschränkt
  • Obst
  • Gemüse
  • Bohnen und Hülsenfrüchte

 

Wichtig für die Gewichtsreduktion:

  • Zu meiden sind: Weizen, Mais, Kidneybohnen, Linsen, Kohl, Milchprodukte.
  • Hilfreich sind: Seetang, Meeresfrüchte, rotes Fleisch, Leber, Grünkohl, Spinat, Broccoli, Olivenöl

 

Nährstoffergänzungen, empfehlenswerte:

  • Vitamin B, Vitamin K, Kalzium, Jod, Süßholz, Seetang

 

Körperliche Betätigung:

  • Sehr gut ist eine intensive körperliche Betätigung wie Aerobic, Laufen und Kampfsportarten.

 

Was die anderen Blutgruppen betrifft, so möchte ich mich im Rahmen dieses Artikels auf die Schwächen und Krankheitsrisiken beschränken, eine komplette Auflistung würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen und kann in der empfohlenen Literatur nachgelesen werden.

 

Blutgruppe A – der Landwirt

  • Schwächen: Schlechte Verdauung; reduzierter, träger Stoffwechsel bei Fleisch-Proteinen; anfälliges Immunsystem (Disposition für das Eindringen von Mikroorganismen).
  • Krankheitsrisiken: Herzkrankheiten, Diabetes Typ I und II; Leber- und Gallenblasenstörungen.

 

Blutgruppe B – der Nomade

  • Schwächen: Keine natürlichen Schwächen, aber die generelle Unausgewogenheit kann einen Zusammenbruch des Immunsystems provozieren und die Entstehung von Virusinfektionen begünstigen.
  • Krankheitsrisiken: Diabetes Typ I; chronisches Müdigkeitssyndrom; Autoimmunerkrankungen wie Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) und Multiple Sklerose (MS).

 

Blutgruppe AB – der Rätselhafte

  • Schwächen: Empfindlicher Verdauungstrakt; anfällig für das Eindringen von Mikroorganismen.
  • Krankheitsrisiken: Herzkrankheiten, Krebs.

 

Blutgruppen-Ernährung und Beispiele aus der Praxis

Ich möchte Ihnen zwei Patientenberichte aus meiner Praxis nicht vorenthalten, aus denen Sie die Wirkung der Nahrungsumstellung erkennen. Die erste Patientin, Klara K., eine 56-jährige Frau mit Blutgruppe B, kam wegen ihrer Gewichtsprobleme, einer ständigen und „bleiernen“ Müdigkeit, klimakterischen Beschwerden (Hitzewallungen, Kongestionen, Schweißattacken, Schlafstörungen, hohem Blutdruck und Stimmungsschwankungen) sowie ihrer Rosazea in die Praxis. Sie wollte ausschließlich mit Schüßler-Salzen behandelt werden und fragte nach einem Konzept für ihre Ernährung.

Nach antlitzdiagnostischen Kriterien sowie aufgrund ihrer Beschwerden verordnete ich ihr die Salze Nr. 3 Ferrum phosphoricum D12, Nr. 10 Natrium sulfuricum D6 und Nr. 11 Silicea D12. Ich erklärte ihr das Blutgruppenkonzept und sie fand die Aussagen von Dr. D’Adamo logisch und nachvollziehbar und versprach spontan, die Nahrungshinweise für drei Monate konsequent umzusetzen. Sie fügte hinzu: „Wenn es mir hilft, behalte ich das lebenslang bei“. Nach acht Wochen erzählte sie, dass sie ohne zu hungern sechs Kilo abgenommen hat (sie wünscht sich noch weitere vier Kilo Gewichtsreduktion und wäre dann bei ihrem Idealgewicht). Das Gewicht, so die Patientin, sei für sie nicht das Wichtigste gewesen, sondern dass ihre entzündliche Gesichtshaut sich bessert und sie sich wieder rundum wohler und leistungsfähiger fühlt.

In den acht Wochen seit Nahrungsumstellung besserten sich bei ihr die folgenden Beschwerden: Die Rosazea ist kaum noch sichtbar. Der Blutdruck (anfangs 162/94 mmHg) hat sich auf einen Wert von etwa 140/76 mmHg eingependelt. Die klimakterischen Beschwerden sind um zwei Drittel weniger geworden. Ihr Fazit: „So gut habe ich mich lange nicht gefühlt“. Obwohl die drei Monate, die sie sich als Ziel setzte, noch nicht abgelaufen waren, teilte sie mir mit, dass sie dieses Nahrungskonzept weiterhin gewissenhaft befolgen will.

Beim zweiten Patienten handelt es sich um Fred D. (Blutgruppe 0) – ein in leitender Position tätiger Bankkaufmann, der unter Stresssymptomen wie pectanginösen Beschwerden, Schlafstörungen und Unruhe leidet. Außerdem beklagte er eine Arthritis/Arthrose des rechten Fußzehengrundgelenks mit permanenten Schmerzen. Vom Morgen bis zum Mittag, berichtete wer weiter, leide er unter heftiger Rachenschleimbildung, was ihn sehr störe. Außerdem würde er sich wünschen, ein paar Kilo abzunehmen, um sich wohler zu fühlen (79 kg bei 165 cm Größe). Für ihn sei es schwierig, tagsüber Medikamente einzunehmen. Deshalb würde er es begrüßen, möglichst wenig einnehmen zu müssen oder über die Ernährung die Probleme in den Griff zu bekommen. Mit dem Essen habe er keine Probleme, das könne er diszipliniert umsetzen.

Ich erörterte ihm das Blutgruppenkonzept und besprach mit ihm das weitere Vorgehen. Am wichtigsten sei es, die Nahrungsmittel wegzulassen, die den Körper belasten (bei Blutgruppe O: Weizen, Mais, Kidneybohnen, Linsen, Milchprodukte u.a.). Gegen die Stressanfälligkeit empfahl ich ihm morgens zwei Kapseln Rhodiolan (Loges), ein Rosenwurzpräparat.

Bereits nach sechs Wochen, auch Herr D. setzte das Konzept sofort konsequent um, zeigten sich die ersten Verbesserungen: Die Entzündung im Zehengelenk war komplett zurückgegangen, ebenso die permanenten Schmerzen (zwar versucht die Arthrose noch Beschwerden, aber nur bei Belastung wie zum Beispiel beim Wandern); der morgendliche Schleimauswurf ist ebenfalls komplett verschwunden. Außerdem hat Fred D. zirka vier Kilo an Gewicht abgenommen und fühlt sich dadurch wohler und leistungsfähiger.

 

Sekretor oder Non-Sekretor

Eine von D’Adamos Weiterentwicklungen ist die Einbeziehung des Sekretor-Status eines Menschen in das Behandlungskonzept. Zu den Sekretoren zählen etwa 80 Prozent der Bevölkerung. Bei ihnen können die Blutgruppen-Antigene außer im Blut ebenso in allen anderen Körperflüssigkeiten nachgewiesen werden (z. B. Speichel, Schleim, Sperma). Bei jedem fünften Menschen, den Nicht-Sekretoren sind die Antigene nur im Blut nachweisbar. Nicht-Sekretoren sind anfälliger für Krankheiten, vor allem wenn das Immunsystem nicht adäquat seine Aufgaben wahrnimmt (darauf muss über die Nahrung eingegangen werden). Der Sekretorstatus kann über eine Speicheluntersuchung bestimmt werden (Informationen: www.4blutgruppen.de oder www.right4eu.com.

Dr. D’Adamo berücksichtigt in seinen neueren Arbeiten (noch nicht in deutscher Sprache erhältlich) alle Merkmale, die zum Blutgruppen-Stammbaum eines Menschen gehören. Dazu zählen neben dem Geno- und Phänotyp (ererbte Blutgruppengene und eigene Blutgruppe) der Sekretor-Status, der Rhesusfaktor sowie weitere Untergruppierungen (D’Adamo: „Change your genetic Destiny“).

Günther H. Heepen…

 

Weiterführende Literatur und Adressen:

  • D’Adamo, Peter/ Whitney, Catherine: „4 Blutgruppen – vier Strategien für ein gesundes Leben“, Piper Verlag München, 10. Auflage 2000
  • D’Adamo, Peter/ Whitney, Catherine: „4 Blutgruppen – Richtig leben – das individuelle Konzept für körperliches und seelisches Wohlbefinden“, Piper Verlag München, 11. Auflage 2010
  • D’Adamo, Peter/ Whitney, Catherine: „Das Original-Blutgruppenkonzept – Tipps für die Blutgruppe 0“, Piper Verlag München, 4. Auflage 2009
  • D’Adamo, Peter/ Whitney, Catherine:
  • D’Adamo, Peter/ Whitney, Catherine: „Change your genetic Destiny“, Broadway Books New York, 1. Auflage 2007
  • Informationen (auch über blutgruppentypische Nahrungsergänzungen): Silvia Neumann, Beethovenstr. 1A, 67240 Bobenheim-Roxheim oder: www.4blutgruppen.de